Im mächtigen Eingangsbereich des Friedhofs Essen-Huttrop, als Ort der Sammlung, Reinigung und Wandlung von respekteinflößender Architektur, zieht ein neun Meter langer, in seiner kleinteiligen und bunten Bestückung äußerst liebevoll und lebendig gestalteter Tisch den Betrachter an. Er besteht aus Gegenständen des Alltags und Berufslebens von Christiana Protto.
Inmitten dieser Reste wachsen kleine, der Pflege bedürftige Pflanzen – für die Künstlerin Sinnbild eines offenen, sich stets verändernden, alle Einflüsse miteinschließenden Systems. "rest" in diesem Umfeld lässt die Trennung zwischen  strenger, statischer Friedhofsarchitektur und "paradiesischem" Friedhof des ewigen Wandelns empfinden und löst sie auf.  

Bei Christiana Prottos Arbeit bleiben die Reste konstitutiv, statt in ein Paradies verschoben zu werden. Jeder Gegenstand verändert Eigenschaften und Funktionen, nicht aber um mit alter Bedeutung wiederzukehren oder einer "geläuterten" Form zuzustreben. –
Vielleicht stellt "rest" ein neues Glaubensbekenntnis, ein neues Abendmahl dar. Nicht Transformation, "Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken" (Joh. 6, 54), sondern ständige Veränderung, stetes Wachsen, ein offener Kreislauf der Körper und der Dinge wird mit dem Tisch beschrieb

"Vergehen" im christlichen Sinne, dessen Glauben zu dem Gegenentwurf des Paradieses führt, wird abgelöst von der Idee, dass alle Dinge, ob lebendig oderm "tot", Verbindungen eingehen und sich somit andere "neue Dinge" entwickeln.
"rest" bedeutet Ruhe, Rast, Schlaf, Tod, ausruhen genauso übrigens wie Übriges, Reserve, bleiben.
Die international arbeitende Künstlerin Christiana Protto spielt in ihren Titeln überzeugend mit Sprach- und Wortbedeutungen, zeigt sich doch hier zum einen die Offenheit für verschiedene Verständnisebenen und sensibilisiert dies doch zum anderen gegenüber einer Verengung und Verdrängung bestimmter Verständnisebenen.

Amelie Himmel,
Kat. "Tische der Kommunikation",
Hg. Museum Folkwang Essen, 2001