Hausgeister, 2011
(Group-Show)

HOME ABROAD
Frankfurt am Main



Diese Wohnung mit all den Spuren früherer Bewohner, mit ihren fleckigen Böden oder den Tapetenmustern aus gut und gerne dreißig Jahren ist wie dafür geschaffen, den Raum zum eigentlichen Hauptdarsteller zu machen. Mit der Kunst also, die der Frankfurter Verein "Home Abroad" seit mittlerweile sechs Jahren in den spätklassizistischen Gebäude in der Schifferstraße 66 präsentiert, all die Wnkel, Wände, duklen Ecken nachhaltig zum Sprechen zu bringen. Und umgekehrt den Genius loci und mithin den Kontext der Kunst als Resonanzraum zur Verfügung zu stellen, der neue Klänge generiert.


Zwar konnte keine der bisherigen Ausstellungen die Aura der Räumlichkeiten ignorieren, musste sich im Gegenteil die Kunst abseits des "White Cube" behaupten. Doch "Hausgeister", so der Titel der aktuellen Schau mit Arbeiten von fünf Künstlern aus Frankfurt, Rom und London, macht die guten wie die bösen Geister explizit zum Thema.
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Keiner der eingeladenen Künstler lässt sich auf den konkreten Ort so konsequent ein, arbeitet so überzeugend mit statt gegen den Raum wie Gastgeberin Christiana Protto. Erscheint der von ihr bespielte Salon auf den ersten Blick doch beinahe leer.


Doch indem sie mit einem Textilobjekt, ein, zwei bescheiden dimensionierten Bildern sowie und vor allem zwei winzigen, mit vorgefundenen Spuren in einen zarten Dialog tretenden Zeichnungen auf Tapetenresten die einstmals gute Stube so zurückhaltend wie spannungsvoll inszeniert, lauscht sie dem Raum noch einmal neue Klänge ab. (...)

Christoph Schütte,
Theater des Exzesses und der Grausamkeiten,
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
09.09.2011

Christiana Protto